Luxuslöhne fördern Unmut

03.05.2024

Steigende Kosten, noch immer nicht genügend Personal: Spital-CEO Daniel Strub sprach am Politanlass über Aktuelles, das im Gesundheitsbereich beschäftigt. Nebst den Politikern aus den Freiämter Gemeinden wohnte auch Regierungsrat Jean-Pierre Gallati der Veranstaltung ...

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cb | Dass das Gesundheitswesen vor Herausforderungen steht, ist längsthin bekannt. Nicht nur der Fachkräftemangel macht der Branche zu schaffen - auch anderen Entwicklungen sind die Gesundheitsbetriebe ausgesetzt, etwa den steigenden Kosten oder politischen Entscheidungen, die in der Spital-Praxis teilweise zu Erschwernissen führen. Vielschichtig also ist das Spannungsfeld, in dem man sich bewegt – und positionieren muss.

Einblick in eben diese Komplexität gibt das Spital Muri mit seinem Politanlass, der heuer zum dritten Mal stattfand. Dabei präsentierte Spital-CEO Daniel Strub nicht nur interne positive Erneuerungen aus dem Geschäftsjahr 2023, sondern auch externe Umstände, die sich merklich auf das Jahresergebnis des Spitals ausgewirkt haben. Darunter die hohen Lohnkosten temporärer Mitarbeitenden, die sich stark von denjenigen regulärer unterscheidet – und damit die Personalkosten in die Höhe schiessen lassen. «Das verlangt uns sehr viel ab», erklärt Daniel Strub, CEO des Spital Muri vor den gut 60 Anwesenden.

Temporäre Stellen vor Problemen – werden aber trotzdem benötigt
Deutlich werden die Konsequenzen der Lohndiskrepanz mit Blick auf die Jahresrechnung: Trotz hoher Auslastung und höherem Betriebsertrag resultierte dem Spital Muri ein Verlust rund 1,62 Millionen Franken. Nach wie vor führt der anhaltende Fachkräftemangel zu einer Überhitzung auf dem Arbeitsmarkt, mit dem einhergehend treibt es die Lohnforderungen von Temporären überdurchschnittlich in die Höhe. Vergangenes Jahr wies das Spital Muri Kosten für Temporärangestellte von drei Millionen Franken aus. «Rechnen wir die Ausgaben dem Defizit hinzu, könnten wir ein Plus von 1,4 Millionen Franken verbuchen», erläutert Strub. Ein Trend, der auch weiterhin anhält. «Das schmerzt, anbetracht der allgemeinen wirtschaftlichen Teuerungsentwicklung.»
Strub kritisiert, dass Vermittleragenturen von diesem Missstand profitieren können, und fordert von der Politik, das Geschäft mit temporär Angestellten endlich – unter Einbezug des Benchmarkts – zu regulieren. Die Löhne temporär Angestellter sind aktuell drei- bis viermal höher als die regulärer. Hinzu gehen damit Spezialwünsche einher, etwa die Nichtübernahme von Wochenend- und Feiertagsdiensten, was bei der Spitalbelegschaft für einen fahlen Beigeschmack sorgt. Und doch bleibt dem Spital aus betriebswirtschaftlicher Sicht keine andere Möglichkeit: «Lassen wir aufgrund Mangel von Fachpersonal CTs oder MRIs ausfallen oder schliessen die OPs, ist der Ertragsausfall immer noch höher als durch die Luxuslöhne, die wir zahlen.»

Vorläufig wird auf Arealentwicklung verzichtet
Trotz Kostendruck, aber aufgrund benötigter Kapazitäten, zeigt sich zudem ein Investitions- und Wachstumsdruck bei Spitalbetrieben. Vor allem die grossen Zentrumsspitäler stecken grosse Summen in den Bau von Infrastruktur. Gleichzeitig lässt das Finanzierungskonstrukt im Gesundheitswesen keine ausreichende Überwälzung der ungedeckten Kosten auf die Tarife zu, was die Schere zwischen Erträgen und Aufwänden auseinanderklaffen lässt. Ohne tarifarische Massnahmen auf politischer Ebene müsse weiteres Eigenkapital aufgewendet werden, so Strub.

Nicht nur die grossen, auch die kleinen Regionalspitäler müssen sich in diesem wirtschaftlichen und politischen Umfeld behaupten. Dabei setzte das Spital Muri im vergangenen Jahr strategisch auf grosse Prozessoptimierungen innerhalb des Betriebs. Verschiedene Bereiche wurden überarbeitet, teilweise zusammengelegt, und Ablaufprozesse wurden verbessert. Daraus entwickelte sich der neue klinische Bereich.

Von dieser Führungsumstrukturierung betroffen waren 20 Prozent der Belegschaft, die nicht ohne indirekte Auswirkungen auf das ganze Haus vonstatten gingen. «50 Jahre war die Führungskultur im Spital unverändert. Das ging nicht ganz lautlos seitens der Belegschaft vonstatten», so Strub. Dennoch sei der Übergang sehr gut gelungen. Hinzu kommt, dass durch das integrale Kapazitätsmanagement die bessere Koordinierung und Nutzung von Kapazitäten kontinuierlich sichergestellt wird. Daniel Strub: «Wir machen keine Oberflächenpolitur. Wir können nicht nur höhere Tarife fordern, sondern müssen auch selber etwas zur Effizienzgewinnung beitragen.»

Um dem Kostendruck entgegenzuwirken, setze man in Muri auf vorausschauende Effizienzsteigerung, kostenbewusste Führung, Ertragssteigerung unter anderem durch den Ausbau von Angeboten und den Eigenkapitalerhalt durch vorsichtige Finanzpolitik. Deshalb verzichtet man vorerst auf die geplante Arealentwicklung 2040 bis 2060. «Trotz hohem Eigenkapital ist man zum Schluss gekommen, dass dies aktuell nicht tragbar ist.»

Trotz allem viel erreicht
Der Austausch am Politanlass, er ermöglicht den Einblick in den vielschichtigen Gesundheitsbereich. Und auch wenn man mit Politikerinnen und Politikern regelmässig in Kontakt stehe und damit die Anliegen in die politischen Diskussionen einbringen könne, zeichne den Politanlass hauptsächlich der direkte Erfahrungsaustausch mit Medizinern in der Praxis. Und Strub betont auch, dass trotz Herausforderungen im vergangenen Geschäftsjahr auch viele positive Entwicklungen stattgefunden haben: «Wir haben hier im Spital viel erreicht und können sagen, dass wir für die hiesige Bevölkerung eine hochwertige Gesundheitsversorgung sicherstellen.»

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